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Stadt stellt Grünflächenpflege um: Schafe statt Maschinen

Schaf- und Ziegenherde
Schaf- und Ziegenherde

In Zeiten, in denen sich Naturschutz und Effizienz nicht mehr automatisch ausschließen und ökologisch sinnvolle Ideen gefragt sind, gehen die Städte Heusenstamm und Hainburg im Sinne der interkommunalen Zusammenarbeit ab sofort neue und zugegebenermaßen auch unbekannte Wege. Demnächst werden herzige „Bio-Rasenmäher“ anstelle von Menschen und Maschinen die städtische Grünflächenpflege übernehmen: Schafe und Ziegen in amtlicher Mission.

Was im ersten Moment ein wenig wie Alpenfilmromantik à la „Schwänli und Bärli“ anmutet, erweist sich schlussendlich als harter, betriebswirtschaftlicher Faktor mit nachhaltigem ökologischen Nutzen für das Gemeinwesen. „Wir sind nicht die Urheber der ‚Bio-Rasenmäher‘-Idee“, sagt Heusenstamms Bürgermeister Halil Öztas. „Schafe und Ziegen werden bereits in verschiedenen deutschen Regionen, von Energieunternehmen sowie beispielsweise von der Deutschen Bahn und der Schweizerischen Bundesbahn zur Grünflächenpflege eingesetzt“. Und Alexander Böhn, Bürgermeister in Hainburg, ergänzt: „Wir haben uns bisher sicher noch nie mit Nutztieren als Arbeitnehmer beschäftigt, aber das Konzept scheint tragfähig zu sein und entlastet zusätzlich noch die städtischen Haushalte“.

Liebe Leserinnen und Leser, so sympathisch diese Meldung auch klingt - hierbei handelt es sich um einen Aprilscherz!!

Auf der Wunschliste der Kommunen steht nach eingängigen Vorprüfungen die Formation einer gemischten Herde aus Ziegen und Schafen (zu Beginn etwa 20 Tiere insgesamt). Die Mischung der Tiere wird aufgrund der unterschiedlichen Eigenheiten und „vegetarischen Vorlieben“ empfohlen, wie unter anderem, dass Ziegen eher am Gehölz und Schafe eher das Gras fressen. Unterkommen können die Tiere in beiden Kommunen auf entsprechenden städtischen Grundstücken mit angemessenen Unterständen (in Heusenstamm beispielsweise auf den Schlosswiesen hinter der Schlossmühle). Aktuell sind die Kommunen im Gespräch mit einem Landwirt und Fachmann in Sachen Schafzucht aus Rodgau, der seine Tiere zum Zweck der Landschaftspflege auch vermietet. „Wir prüfen im Moment die verschiedenen Angebote, ob wir die Tiere kaufen oder so zusagen leasen. Der Züchter kommt uns und unserem Anliegen auch großzügig entgegen und würde uns im Vorfeld einige Tiere ‚zur Probe‘ zur Verfügung stellen“, sagt Böhn. Für die professionelle und artgerechte Betreuung und Beaufsichtigung der Tiere können interessierte Mitarbeiter der kommunalen Betriebe eine Art „Nutztierführerschein“ erwerben, eine Zusatzausbildung mit Erlaubnis zur Führung eines Nutztieres mit abschließender Prüfung vor einem Fachausschuss. „Die innerbetriebliche Abrechnung des tatsächlichen Arbeitsumfangs der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten wir dann freilich noch regeln“, fügt Öztas hinzu. „In Heusenstamm haben wir sogar einen Mitarbeiter, der bereits privat Ziegen und Schafe hält und über die entsprechende Erfahrung im Umgang mit den Tieren verfügt“. Neben dem Kaufpreis oder Mietzins würden bei diesem anvisierten tierischen Einsatz lediglich Zusatzkosten für die Hufpflege der Tiere und das geeignete Futter entstehen. Die Schafe müssten zudem einmal im Jahr geschoren werden.

Wie viele Quadratmeter die Tiere pro Tag „mähen“ können, hängt von der Höhe und Dichte des Bewuchses ab. So schaffen in der Regel zehn Tiere am Tag etwa 40 bis 50 Quadratmeter. Sie verbringen sieben bis acht Stunden am Tag mit Fressen, der Rest besteht aus Wiederkäuen, Dösen oder Schlafen. Der Mäh-Einsatz von Schafen und Ziegen im Stadtgebiet, wie zum Beispiel in „reinigungsresistenten“ Straßen und Plätzen wie der Schlossstraße in Heusenstamm oder dem Badesee in Hainburg, bringt gleich mehrere positive Effekte unter den Schlagworten Nachhaltigkeit und Biodiversität mit sich. Schafe gelten zunächst als sicher im Gelände und haben den Ruf, besonders effiziente und flinke Fresser zu sein. Je nach Auswahl der Tierrasse wird auch etwas für den Artenschutz getan. So wird zum Beispiel gerne die über 1000 Jahre alte Rasse der Skudden gewählt, die zu den ältesten und bedrohten Hausschafen gehört, aber auch andere gefährdete Rassen wie Walliser Schwarznasenschafe, Spiegel- und Suffolk-Schafe stehen hoch im Kurs. Außerdem fördern die Ziegen und Schafe die Biodiversität, da sie im Vergleich zu maschinellen Rasenmähern nicht alles abmähen, sondern selektiv fressen, sie schonen den Boden und machen ferner deutlich weniger Lärm als ein Wiesenmäher. Und zu guter Letzt können die Kommunen noch zusätzliche, wertvolle Öko-Punkte auf den Umweltkonten der Städte sammeln.

„Wenn alle Vorprüfungen zufriedenstellend abgeschlossen sind, können wir voraussichtlich bereits im Mai mit den ersten Tieren in die Probephase eintreten“, freuen sich Öztas und Böhn. Alles Weitere könne sich dann sukzessive entwickeln.

 

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