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Mühle Renigishausen

Im Frühjahr 2009 ließ die Stadt Heusenstamm eine Bodenradaruntersuchung am Standort der ehemaligen Mühle Renigishausen durchführen, da an dieser Stelle eine Station des Regionalpark RheinMain geplant war. Während der Untersuchung zeichneten sich deutlich die Grundmauern eines Gebäudes ab. Anschließend begann die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach zusammen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern mit einer Grabung.

Freigelegt wurden die Fundamente eines 10, 5 bis 11,5 Meter x ca. 7 Meter großen Gebäudes, wobei die östliche, bachseitige Mauer nicht mehr festgestellt werden konnte. Bei einem Umbau war zudem ein Teil der Nordwand (links) abgerissen und etwas weiter nach Norden versetzt neu errichtet worden. In die Innenwand, die parallel zum Bach verläuft, sind große Steinplatten als Unterlagen für schwere Geräte eingelassen. Im Innenraum fanden sich sehr viele Steine und Ziegel als Reste der verstürzten Wände und des Daches. Das Fehlen von Ascheschichten zeigt, dass das Gebäude nicht niederbrannte, sondern verfiel.

Die bei der Grabung gefundenen Scherben stammen überwiegend von Koch- und Vorratsgefäßen, aber auch von Trinkbechern und Krügen sowie von Deckeln. Sie datieren überwiegend in das 15. bis 17. Jahrhundert, aber es fanden sich auch ältere Stücke aus dem 9. bis 13. Jahrhundert. Ein besonderer Fund war das Bruchstück eines tönernen Pilgerhorns, eines Aachhorns aus dem 14. bis 16. Jahrhundert.

In der Mühle standen einst Kachelöfen. Im 14./15. Jahrhundert war dies ein Ofen aus gelb und grün glasierten Nischenkacheln, die mit Mainzer Rad, Eichzweigen oder Disteln verziert waren. Ein weiterer Ofen mit unglasierten oder braun engobierten Kacheln wurde um 1600 errichtet. Sie waren mit Löwenköpfen und heraldischen Lilien verziert. Die gefundenen Dachziegeln gehören zum Typ Mönch/Nonne, dem typischen mittelalterlichen Hohlziegel. Flache Ziegel dienten als Mauerziegel.

Für den Bau der Fundamente - und sicher auch des Erdgeschosses - wurde fast ausschließlich der Trachyt vom Hohen Berg verwendet. Vereinzelt, aber besonders bei der teilweise neu gebauten nördlichen Grundmauer, wurden Ziegel mit eingebaut. Das Dachgeschoss kann man sich als Fachwerkkonstruktion vorstellen, auch wenn archäologische Beweise fehlen. In der Innenwand, aber auch verstreut im Gebäudeinneren, fanden sich dicke Platten aus grobporigem Basalt (diese sollten sicher besonders große Lasten abfangen). Nur wenige kleinere Bruchstücke aus dem grobkörnigen Sandstein des Rotliegenden können Mühlsteinen zugeordnet werden. Der Stein wurde in dreieinhalb bis acht Kilometer entfernten Steinbrüchen abgebaut, wie beispielsweise auch in Götzenhain. 

Renigishausen: Historische Überlieferung eines verschwundenen Ortes

  • 1207/1223: Schenkungsurkunde an das Kloster Patershausen mit Nennung von Renigishausen
  • 1339: Die Waldgenossenschaft der Biegermärker verkauft Grundstücke bei Renigishausen
  • 1380: Den Märkern werden der Woog (?) zu Renigishausen als rechtliches Eigentum zugewiesen. Zugleich auch das Recht, ihr Öl in der Mühle zu schlagen
  • 1576: Grenzbeschreibung mit Nennung der Mühle
  • 16. Jahrhundert: Karten mit Einzeichnung der Mühle

Diskutiert wird derzeit noch die Frage, wem die einsam gelegene Mühle gehörte: dem zwei Kilometer entfernten Kloster Patershausen oder den Biegermärkern, die dort ihr Öl schlugen....

(Text: Untere Denkmalschutzbehörde, Kreis Offenbach, 2010)

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