Rembrücken - Mehr als ein Stadtteil

Als das Nachbardorf Rembrücken am 1. Januar 1977 im Zuge der Gebietsreform nach Heusenstamm eingemeindet wurde, da ging das sehr viel friedlicher zu als andernorts. Man sprach von einer "Hochzeit": der "Braut" Rembrücken wurde bescheinigt, dass sie ansehnlich sei, immerhin war Rembrücken 1952 zum "Hessischen Musterdorf" erklärt worden. Weiterhin wurde ihr bescheinigt, dass sie ebenbürtig sei, denn auch Rembrücken wurde schon 1268 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und die "Mitgift", die sie mitbrachte, war auch nicht zu verachten: das kleine Dorf war praktisch schuldenfrei. Neun Jahre bevor Rembrücken zu "Heusenstamm 2" wurde (ausschließlich eine postalische Bezeichnung), feierte es sein 700-jähriges Bestehen. In einer Urkunde aus dem Jahre 1268 bescheinigt ein Hartlibus Brunner, dass er alljährlich zu Martini von seinem Hof in "Rintbrucken" dem Kloster Patershausen ein Achtel Maß Weizenmehl zukommen lassen wird.

Die Brunners siedelten sich hundert Meter südlich der heutigen Kirche im Gewann "Seliggarten" an. Durch Rodungen wurde das Gut, das 1317 an das Kloster Seligenstadt verkauft wurde, vergrößert, in Oberhof und Unterhof geteilt und verpachtet. Die beiden Hofe mussten jährlich 14 Malter Korn, zwei Gänse, zwei Sommerhühner, zwei Fastnachtshühner und 15 alb, eine silberne Scheidemünze sowie eine Abgabe beim Tod eines Bewohners an das Kloster Patershausen abliefern.

Rembrücken, damals ohne Zweifel schon ein Dorf, kam 1322 zum Zehntgericht Oberamt Steinheim. Burg und Stadt Steinheim wurde 1425 mit allem, was dazu gehörte, also auch dem Dorf Rembrücken, an den Erzbischof von Mainz verkauft. Bis 1802 blieb Rembrücken "mainzisch".  Doch in den vier Jahrhunderten kurmainzischer Herrschaft bleiben die Rembrücker nicht im friedlichen Winkel; sie wurden in die Kämpfe und Auseinandersetzungen ihrer Herrschaft recht kräftig einbezogen. Zwar berührte die Reformation die Rembrücker wenig -sie blieben bei der angestammten Religion- aber als die protestantischen Fürsten im Bund mit Frankreich gegen den Kaiser zogen, wurden im Amt Steinheim Musterungen vorgenommen. Auch Rembrücker wurden einbezogen, einige von ihnen mussten 1617 sogar gegen die Türken ziehen. Das Dorf musste einen "Raißwagen" stellen, einen Transportwagen für Munition und Verpflegung, mitsamt einem Fuhrknecht. Niemand weiß, was mit diesem Raißwagen geschehen ist.

1578 lebten 17 Familien in Rembrücken; es war also schon ein recht stattliches Dorf. Doch der 30-jährige Krieg schlug hier so hart zu wie im benachbarten Heusenstamm: 1622 besetzten die Kaiserlichen das Dorf und plünderten kräftig. Die nachfolgenden Schweden machten es nicht anders; Hungersnot und Pest brachen aus. 17 Einwohner lebten 1638 noch in dem fast völlig dem Erdboden gleich gemachten Dorf. Neue Familien wurden nach dem Krieg angesiedelt: damals kamen die Sattler, Rücker, Löw, Jakobi hierher und bauten hundert Meter neben dem alten Hofgut in nordwestlicher Richtung ein neues Dorf, dessen Mittelpunkt die "Alte Kapelle" wurde.
 
Auch in den kommenden Jahrhunderten wurden die Rembrücker von den kriegerischen Auseinandersetzungen nicht verschont. Das Dorf wurde mehrmals besetzt und musste viele Requirierungen über sich ergehen lassen. In den französischen Revolutionskriegen und den nachfolgenden napoleonischen hatten die Rembrücker allerhand zu leiden. Abwechselnd lagen französische, niederländische und kurmainzische Truppen im Dorf und behandelten die Bevölkerung nicht gerade zimperlich. Die Wirtschaft Christ wurde mehrmals durch Raufereien total demoliert. Der ständige Durchzug fremder Truppen dauerte bis zum Ende der Befreiungskriege.

1816 wird Rembrücken dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen, die grundherrliche Gerichtsbarkeit wird durch die staatliche abgelöst. 1824 wandelte der Großherzog die Frohnden in Grundrenten um, das bisher bewirtschaftete Land konnte erworben werden. Das kostete die Bauern natürlich Geld, doch die Staatskasse übernahm zunächst die Ablösungssumme, die dann durch Jahresraten von der Gemeinde zurückgezahlt werden musste.

1837 bekam Rembrücken, das nunmehr 193 Einwohner zählte, einen eigenen Bürgermeister. Die Schulden der Bauern"befreiung" wurden langsam abgetragen; 1864 ist Rembrücken schuldenfrei und hat sogar einen Haushaltsüberschuss von 942 Gulden und 42 Kreuzern. 1868 errichtete Rembrücken einen eigenen Friedhof, 1876 wurde hinter dem alten Schulgebäude eine neue Schule erbaut - heute die "alte Schule". Seit 1892 war Rembrücken durch eine Chaussee mit der Welt draußen verbunden.

1873, Andreas Ricker war damals Bürgermeister, hatte Rembrücken 199 Einwohner, 1890 bereits 257. Eine eigene Poststelle wurde 1913 eingerichtet, doch ein Jahr später war wieder Krieg und die Post brachte meist Unglücksmeldungen: vier Gefallene und einen Vermissten hatte das kleine Dorf im ersten Weltkrieg zu beklagen.

Ab 5. April 1919 brannte in Rembrücken elektrisches Licht. Die Bauern hatten ihre Not mit dem kargen Sandboden und 1925, Rembrücken hatte 285 Einwohner, hieß es in einem Schulbericht: "Notdürftige Landwirtschaft, Industrie- und Heimarbeiter, kein besonderer Wohlstand". Doch trotz der schlechten Zeiten wurde mit viel Einsatz anstelle der "Alten Kapelle" die Kirche Mariä Opferung erbaut.

Der Nationalsozialismus fasste in Rembrücken kaum Fuß. Der Zweite Weltkrieg forderte 29 Gefallene und Vermisste. 1946 kamen zu den damals 200 Einwohnern 83 Heimatvertriebene hinzu.

Ab Mitte der fünfziger Jahre, Bürgermeister war Valentin Subtil, wurde viel gebaut; das alte Dorf erhielt ein neues Gesicht, ganze Straßenzüge erstanden neu. Endgültig verlor sich der rein dörfliche Charakter 1966 mit dem Bau der Hubertussiedlung. 1970 hatte Rembrücken 1.556 Einwohner, eine Kläranlage, einen Kindergarten, die Matthias-Claudius-Schule, eine Sozialstation, ein Feuerwehrhaus und der Friedhof wurde erweitert. So war Rembrücken, als es am 1. Januar 1977 zu Heusenstamm kam, eine schmucke Gemeinde. Der letzte Rembrücker Bürgermeister, Adolf Kessler, wurde Bürgermeister von Heusenstamm.

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