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Anflüge Airport Frankfurt: Kommunen lehnen Einführung des Segmented Approach nach erneuter Überprüfung ab
Fotomontage: Flugzeug über dem Stadtgebiet
Anflugverfahren auf den Airport Frankfurt: Kommunale Resolution – Hainburg, Heusenstamm, Obertshausen, Rodgau und Seligenstadt lehnen Einführung des Segmented Approach nach erneuter eingehender Überprüfung ab
Egelsbachs Bürgermeister Wilbrand: „Ähnlich wie bei Cindy S – Frieden in der Region ist durch die Lärmverlagerungen massiv gefährdet.“ / Unterstützung auch aus Neu-Isenburg
Das umstrittene Anflugverfahren „Segmented Approach“ wird derzeit als angeblich lärmoptimierte Anflugvariante für den Flughafen Frankfurt/Main diskutiert und soll durch die Fluglärmkommission bestätigt werden. Nach erneuter eingehender Prüfung lehnen die Städte und Gemeinden Hainburg, Heusenstamm, Obertshausen, Rodgau und Seligenstadt dieses Verfahren in einer gemeinsamen kommunalen Resolution entschieden ab. Die Prüfung zeigt: Das Verfahren führt nicht zu weniger, sondern zu neuem und verlagertem Fluglärm – mit erheblichen Nachteilen für die Bevölkerung. Unterstützung erfahren die Kommunen auch aus Neu-Isenburg und Egelsbach.
Heusenstamms Bürgermeister Steffen Ball, der Hainburg, Heusenstamm, Obertshausen, Rodgau und Seligenstadt in der Fluglärmkommission vertritt: „Die Einführung des ‚Segmented Approach‘ wird aus Gründen des Lärmschutzes, des Vertrauensschutzes sowie der sozialen und regionalen Gerechtigkeit abgelehnt. Wir fordern die zuständigen Behörden, insbesondere das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF), die Deutsche Flugsicherung (DFS) und das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum auf, von der weiteren Verfolgung und Einführung des ‚Segmented Approach‘ abzusehen.“
Die Städte und Gemeinden sprechen sich für eine transparente, rechtssichere und ganzheitliche Lärmschutzstrategie aus, die sämtliche Emissionsquellen wie Flug-, Straßen- und Schienenverkehr berücksichtigt und nicht zu einer Verlagerung, sondern zu einer nachhaltigen Minderung der Gesamtbelastung führt.
Eine erneute und eingehende Prüfung zeigt: Das Verfahren führt nicht zu weniger, sondern zu neuem und verlagertem Fluglärm – mit erheblichen Nachteilen für die Bevölkerung.
Zentrale Gründe der Ablehnung nach Ansicht der Kommunen:
- Vertrauensschutz verletzt: Bürgerinnen und Bürger haben sich auf die bestehende Lärmsituation verlassen. Neue Anflugrouten zerstören dieses Vertrauen und greifen tief in bestehende Lebensverhältnisse ein.
- Mehr statt weniger Betroffene: Der „Segmented Approach“ verschiebt Lärm in neue Wohngebiete und erhöht damit die Zahl der Belasteten.
- Kein Schallschutz für Neubetroffene: In neuen Lärmbereichen fehlt baulicher Schutz; langfristige Wartezeiten auf mögliche Maßnahmen wären unzumutbar.
- Gefährdung der regionalen Akzeptanz: Eine einseitige Lärmverlagerung untergräbt das Vertrauen in eine faire Lastenverteilung und gefährdet die Akzeptanz des Flughafens als relevanter Wirtschaftsstandort.
- Unvollständige Lärmbetrachtung: Andere Lärmquellen und sensible Einrichtungen bleiben unberücksichtigt – eine seriöse Bewertung ist so nicht möglich.
Bürgermeister Ball: „Der Segmented Approach ist keine Lärmlösung, sondern eine Lärmverlagerung – sozial ungerecht, rechtlich mehr als fragwürdig und für die Region schädlich. Die unterzeichnenden Kommunen fordern daher die klare Abkehr von diesem Verfahren sowie die Entwicklung echter, ganzheitlicher Lärmminderungskonzepte unter verbindlicher Einbindung der betroffenen Städte und Gemeinden. In der kommenden Sitzung der Fluglärmkommission ist das Verfahren abzulehnen.“
Unterstützung erhalten die Städte und Gemeinden auch aus Neu-Isenburg, das ebenfalls vom „Segmented Approach“ betroffen ist. „Das Verfahren ist ein Schein-Entlastungsmodell. In Wahrheit verschärft es die Fluglärmproblematik und gefährdet die Gesundheit der Menschen in unserer Region“, sagt Dirk Gene Hagelstein, Bürgermeister in Neu-Isenburg.
Auch Bürgermeister Tobias Wilbrand aus Egelsbach, der derzeit mit weiteren Städten und Gemeinden aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg gegen den Probebetrieb der neuen Abflugroute „Cindy S“ kämpft, unterstützt die Förderungen der Kommunen, die vom „Segmented Approach“ belastet werden: „Die geplanten Fluglärmverlagerungen führen zu großer Verunsicherung in unserer Region. Dass neu belastete Orte ohne Schallschutz dastehen, ist nicht nachvollziehbar. Neubelastungen können nicht einfach mit Entlastungen an anderer Stelle gleichgesetzt werden. Die Kommunen im Flughafenumfeld geraten dadurch zu Recht in Aufruhr. In den vergangenen Jahren hatten wir eine steigende Akzeptanz und deutlich weniger Proteste – dieser hart erarbeitete Frieden steht nun durch ‚Cindy S‘ und den ‚Segmented Approach‘ massiv auf dem Spiel.“
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