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Herzlichen Glückwunsch! 65 Jahre Stadt - Verleihung der Stadtrechte im Mai 1959

Collage von (damals noch) Gemeindemotiven Ende der 1950ger Jahre.
Collage von (damals noch) Gemeindemotiven Ende der 1950ger Jahre.

Als 1959 die Hessische Landesregierung Heusenstamm die Bezeichnung Stadt verlieh, obwohl die Gemeinde zu dieser Zeit gerade einmal 6.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählte, waren dafür der typische Kleinstadtcharakter mit dem historischen Ortskern, die gute Infrastruktur und die hervorragenden Zukunftsaussichten entscheidend. Nach mehr als einem halben Jahr Vorlauf fiel der Beschluss des Kabinetts zur Verleihung des Stadtrechts am 26. Mai 1959.

Zu verdanken ist die „Stadtwürde“ vor allem dem damaligen Bürgermeister Hans Hemberger, der bei der titelvergebenden Landesregierung nicht lockerließ und sich den Stadttitel zur 750-Jahr-Feier Heusenstamms im Jahr 1961 wünschte. Mit fein säuberlichen und teils handgeschriebenen Berichten und Fotos sowie persönlichen Anschreiben bemühte er sich mit einigen Unterstützerinnen und Unterstützern mehr als sechs Monate lang um die Anerkennung als Stadt. Hans Staab, in diesen Jahren Vorsitzender des Heimatvereins, hatte einen geschichtlichen Abriss verfasst, der ebenfalls vorgelegt wurde. Hinzu kamen einflussreiche Befürworter des Antrags wie der damalige Regierungspräsident Wilhelm Arnoul (seit 1961 Ehrenbürger Heusenstamms) und Heinrich Schneider, Hessischer Innenminister, der seine besondere Liebe zu Heusenstamm entdeckt hatte und schließlich die offizielle Urkunde am 3. Juli 1959 zur Feierstunde der Gemeinderatssitzung in die ‚neue Stadt‘ mitbrachte.

Tatsächlich haben sich aus der Verleihung des Titels Stadt keine weiteren rechtlichen Vorteile ergeben. Unsere Bürgerinnen und Bürger sind „Städter“, und die vormals damit verbundenen Privilegien sind heute auch für Gemeinden selbstverständlich. Geblieben ist aber das Gefühl selbstbewusst in regionalen Gremien und Versammlungen auf Augenhöhe mitreden zu können.
 

Heusenstamms rasante Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg: Der Weg vom Dorf zur schmucken Kleinstadt

Collage der selben Stadtmotive 2024.
Collage der selben Stadtmotive 2024.

Noch heute beeindruckt die rasante Entwicklung in den Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg. 1946 fanden die ersten freien demokratischen Gemeindewahlen statt, und die Selbstverwaltung war wieder hergestellt. Die ersten Jahre nach Kriegsende waren schwer, zumal 1.500 Heimatvertriebene aufgenommen wurden und große Wohnungsnot im Ort herrschte. Doch wenige Jahre später, in den 1950er Jahren, begann die nächste große Blütezeit in der Geschichte Heusenstamms und es ging „stürmisch“ aufwärts. Das zeigt sich besonders in der Entwicklung der Einwohnerzahlen. Waren es 1946 noch 4.215, 1950 4.460 und Ende der 1950ger Jahre ca. 6.000 Einwohnerinnen und Einwohner, lebten zu Beginn der 1980ger Jahre bereits 18.000 Menschen in der Stadt.

Für die ständig wachsende Bevölkerung mussten Wohnraum (Heusenstamm war eine der beliebtesten Wohnorte in der Region), Versorgungseinrichtungen und Arbeitsplätze geschaffen werden. So entstanden ganze Stadtteile neu und wuchsen ringförmig um den alten Stadtkern herum. Vielfältiges Gewerbe und moderne Industrie siedelten sich an. Es wurde gebaut wie verrückt: Neue Verkehrswege, Wasserversorgung, Kanalisation, Schulen, Kindergärten. Ein Feuerwehrhaus, Schwimmbad, Sportstätten und Altenzentrum mussten her.
 

Was hat Heusenstamm für die Verleihung des Stadtrechts so besonders gemacht?

Bürgermeister Hans Hemberger (Amtszeit 1956 bis 1977) führte Heusenstamm mit Nachdruck, Hartnäckigkeit und Fleiß durchs „Stadt-Casting“. Seine positive Sicht der Dinge, die sich vor allem in den großen Entwicklungsmöglichkeiten Heusenstamms ausdrückte, war das ausschlaggebende Argument für die Ernennung zur Stadt. Denn eigentlich hätte die Gemeinde 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner nachweisen müssen, um als Stadt anerkannt zu werden. Die Schlossstadt hatte Ende der 1950ger Jahre aber nur rund 6.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Trotz der zu geringen Einwohneranzahl wurde für Heusenstamm eine Ausnahme gemacht. Sowohl die geschichtliche Vergangenheit als auch die bedeutsame und beachtenswerte Aufwärtsentwicklung sowie die Mittelpunktfunktion Heusenstamms überzeugten das Kabinett im Hessischen Landtag.

Welche guten Gründe Hemberger und sein Team zur Erlangung der Stadtrechte präsentierten, zeigen folgende Auszüge aus den originalen Dokumenten aus den Jahren 1958 und 1959 (größtenteils übernommener Wortlaut):

Historie

  • Heusenstamm ist seiner Geschichte und der hierdurch vorhandenen Bauwerke, überhaupt seiner Siedlungsform nach, Kleinstadt. Die Siedlungsform ist durch den Rathausplatz mit Barockkirche, Rathaus, Hotel zum Goldenen Löwen und Triumphbogen als Mittelpunkt gegeben.
  • Heusenstamm war einst Stammsitz der Ritter von Heusenstamm und ab 1664 über zwei Jahrhunderte hinweg Verwaltungssitz der Grafen von Schönborn (Erläuterung: Im Zeitraum dieser sogenannten Standesherrschaft durften keine Stadtrechte verliehen werden). Zum Verwaltungsgebiet gehörten verschiedene der umliegenden Gemeinden.

Kommunales

  • Die Gemeindeverwaltung steht in ihrer Organisation der einer größeren Stadt in nichts nach. So ist beispielsweise das Friedhofswesen vorbildlich und städtisch; eine moderne Friedhofshalle steht zur Verfügung.

Bauen und Infrastruktur

  • Breite Straßen prägen das Ortsbild: Die Frankfurter Straße ist zwischen 20 und 25 Metern und alle Nebenstraßen sind zwischen zehn und zwölf Metern breit. 1958 und 1959 hat das Straßenbauamt Darmstadt ca. 700.000 DM für die Neuherstellung von Straßen im Ort investiert. Auch die Stadt plant Ausgaben in ähnlicher Höhe für kommunale Bauvorhaben. Das städtebauliche Gebiet garantiert städtischen Charakter.
  • Für mindestens 300 Menschen wurden 114 öffentlich geförderte Wohnungen (ohne Privatbau) in viergeschossigen Wohnblocks in zwei Bauvorhaben fertiggestellt. Als eine der flächenmäßig größten Städte im Kreisgebiet stehen hier noch viele Möglichkeiten offen.
  • Es sind verschiedene gepflegte Anlagen vorhanden, weitere sind im Aufbau.
  • Heusenstamm ist versorgungsmäßig hygienisch voll erschlossen: Müllabfuhr, zwölf Kilometer langes Kanalnetz, Kläranlage im Bau, Schlachthof, Friedhofshalle usw.
  • Ortssatzung, die gewährleistet, dass das Ortsbild erhalten bleibt.
  • Beantragt: Generalbebauungsplan mit rund 65 Hektar zuzüglich Erweiterung mit rund 60 Hektar; das hier ausgewiesene Industriegebiet ist 55 Hektar groß. Von der Fläche sind
    • 18.000 Quadratmeter für eine weitere Schule und öffentliche Bauten,
    • fünf Hektar für 50 bis 70 Bauplätze und
    • weitere 20 Hektar für 200 bis 250 Bauplätze geplant
  • Es sind 90 Bewerber für Bauplätze listenmäßig erfasst. Fast täglich müssen auswärtige Bewerbungen abgelehnt werden.
  • Kindergarten und Kleinstkinderhort (es werden Kleinstkinder aus der gesamten Umgebung aufgenommen).

Wirtschaft

  • Etwa 300 Handels-, Handwerks- und mittlere Betriebe der Lederwaren-, Kunststein- und Metallindustrie sowie sonstiger Branchen.
  • Verschiedene Industrien bieten etwa 1.500 Personen, darunter rund 300 Auswärtigen, Beschäftigung.
  • Viele Verkaufsgeschäfte, unter anderem ein moderner Selbstbedienungsladen der Firma Latscha mit etwa 20 Verkäuferinnen.
  • Eine Anzahl an Gaststätten, Pensionen und ein Groß-Hotel.
  • Anzahl der Arbeitsstätten: 1.578
  • Von Heusenstamm aus treten jährlich ca. 1.000 Handtaschen, besonders durch das ansässige Versandhaus Friedrich Baur KG, ihren Weg in die Welt an.
  • Die Frankfurter Pfanne, ein neuer Dachziegel, wird jährlich in einer Auflage von 13 bis 14 Millionen Stück in Heusenstamm hergestellt.

Kirchen

  • Drei Kirchen mit sieben Gottesdiensten am Sonntagvormittag
  • Eine Synagoge (seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr im Betrieb).

Schulen

  • Postschule der Oberpostdirektion Frankfurt, die sich im neuen Schloss befindet. Hier werden zwischen 1.200 und 1.500 Lehrgangsteilnehmer aus dem Direktionsgebiet Frankfurt und dem gesamten Bundesgebiet geschult und ausgebildet.
  • Eine Volkshochschule und eine hauswirtschaftliche Berufsschule.
  • Eine der bekanntesten Fahrschulen, die jährlich mehr als 100 Fahrschüler aus dem gesamten Offenbacher Raum ausbildet.
  • Tanzschule für hauptsächlich junge Leute.
  • Eine höhere Privatschule mit Internat bemüht sich um Ansiedlung.

Behörden

  • Brückenmeisterei der Bundesbahn, die mit ca. 120 Beschäftigten für das Kreisgebiet und darüber hinaus zuständig ist.
  • Landespolizeistation für den Landkreis Offenbach.
  • Wasenmeisterei für den Kreis Offenbach und den Kreis Dieburg.
  • Eigenes Telefonamt zu dem die Orte Obertshausen, Hausen und der Ortsteil Steinberg (Dietzenbach) gehören.
  • Im Aufbau: Telegrafenzeugamt (Fernmeldezeugamt) der Oberpostdirektion Frankfurt als überörtliche Behörde, die zuständig für ganz Hessen sein wird, mit etwa 400 Arbeitern, Angestellten und Beamten.

Kulturelles

  • Barockkirche St. Cäcilia
  • Hiesiger Fußballverein spielt mit Vereinen aus den Städten Kassel, Gießen, Wiesbaden, Fulda, Bad Homburg und Frankfurt in der 1. Hessischen Fußballklasse.

 

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