Professor-Engel-Preis
Der Professor-Engel-Preis wird für herausragende Verdienste um die nachhaltige wirtschaftliche und allgemeine Entwicklung Heusenstamms verliehen. Über die Verleihung entscheidet der Magistrat der Stadt Heusenstamm. Hierbei können auch Vorschläge der städtischen Wirtschaftsförderung berücksichtigt werden. Der Professor-Engel-Preis wird in gegebenem Fall im Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden Gewerbemarktes oder einer ähnlichen Veranstaltung oder zu einem anderen festgelegten Termin verliehen. Die Ehrung besteht aus der Professor-Engel-Medaille und einer Urkunde, in der die Verdienste genannt werden.
- 2004: Ewald Adam Teske
- 2009: Peter Kühne und Stephan Schott
- 2010: Holger und Ralf Drewing
- 2012: Edwin E. Heinecke
- 2015: Günter, Georg und Gregor Duwensee
- 2015: Florian und Hans Erich Sietzy
- 2024: Dorothea Groß und Irmgard Kämmerer
Professor Thomas Paul Engel (geboren 10.05.1927, gestorben 08.04.2015): Tüftler, Erfinder und Verfahrenstechniker
Professor Thomas Paul Engel war bekannt durch seine vielfältigen Erfindungen im wirtschaftlichen und medizinischen Bereich, die dank seiner genialen Ideen heute weltweit mit großem Erfolg eingesetzt werden. Sein Engagement wurde durch die Verleihung zahlreicher Ehrentitel und Ehrenbezeichnungen vielfach anerkannt und geehrt.
Engel begann 1956 seine Laufbahn als Verfahrenstechniker. Er fand heraus, dass Polyäthylen, wenn es auf 70 Grad Celsius erhitzt wird, besser gemahlen werden kann, als nach der bis dato angewendeten aufwendigen Methode der Abkühlung des Kunststoffs. Heute wird auf der ganzen Welt nach seinem Verfahren gemahlen. Er konzentrierte sich aber auch auf die Entwicklung weiterer Möglichkeiten Polyäthylen einzusetzen. Unter anderem entwickelte er ein Verfahren Kunststoffgewebe atmungsaktiv zu machen, zum Beispiel für Sitzbezüge.
Im Laufe der Jahrzehnte wurden zahlreiche Patente von Engel angemeldet. Hierzu gehören unter anderem das Regenerieren von Kunststoffen, ein aufgeschäumtes Polyäthylen mit erheblich geringerem spezifischen Gewicht sowie ein stoßfester Kunststoff für den Einsatz als Kotflügel von Kraftfahrzeugen. Eine der ertragreichsten Ideen ist der „Engelit Prozess“, der es ermöglicht, Kunststoffen jede gewünschte Oberfläche zu geben. Mit dieser Erfindung war seit diesem Zeitpunkt vieles möglich: Von der Teakholz-Imitation am Armaturenbrett bis hin zum Pseudo-Leder (beispielsweise für Koffer und Taschen).
Engel erarbeitete insgesamt 120 Patente, wovon etwa zehn weltweit Bedeutung erlangten. Mehr und mehr wurde er von Universitäten eingeladen, um über seine Arbeit und seine Denkweise zu sprechen. Er referierte beispielsweise in London, New York, Tokio und selbst in China an der Akademie der Wissenschaften. Zu den bedeutendsten Erfindungen Engels gehören
- die Prozedur Kunststoff hitzebeständig (hochdruckvernetztes Polyäthylen) zu machen. Das Verfahren erlaubt selbst heiße Flüssigkeiten in Rohren zu transportieren. Diese Entwicklung war vor allem ein Sprung in der Weiterentwicklung der Technik von Heizungs- und Sanitäranlagen.
- Auch gäbe es ohne Engel die Bodenheizung nicht, die aus verlegten Rohren besteht.
- Ebenso gäbe es nicht die Polypropylenplatten, durch die das warme Wasser strömt, da hierdurch die Vorlauftemperatur auf 21 Grad Celsius reduziert werden konnte.
- Es gäbe auch nicht die Thermofusion, ein von ihm entwickeltes Verfahren zur Herstellung größerer Kunststoffbehälter. Der Anstoß zu diesem Verfahren kam aus der Antike. Er „kopierte“ die Töpfer im alten Ägypten bei der Herstellung ihrer Amphoren. Vergleichbar wie diese den Ton auf eine vorgefertigte Form auftrugen, schmolz Engel Polyäthylen auf einen erhitzten Aluminium-Behälter und konnte später den erkalteten und geformten Kunststoffkörper leicht ablösen. Heute werden damit Tanks bis 10.000 Litern Fassungsvermögen hergestellt, aber auch Sportboote, die zu tausenden auf den Flüssen und Meeren fahren.
- Im Sportbereich entwickelte Engel zudem einen Ski, dessen Belag aus ultrahochmolekularem vernetztem Polyäthylen – einem zähen, abriebfesten und zusätzlich wasserabweisenden Werkstoff – besteht. So wurde der Ski schneller und sogar acht Goldmedaillen wurden mit diesem Sportgerät gewonnen.
- Seine letzte fortschrittliche Erfindung war ein neu konstruierter Magnet-Motor, an dem er bis zu seiner Krankheit unermüdlich arbeitete.
In den letzten Jahrzehnten seines Lebens lagen seine Interessen auf einem anderen Gebiet. So las und schrieb er sehr viel. Die Beschäftigung mit Philosophie, Zukunft und Zeit ließ ihn über die Lebensweise der Menschen von heute Betrachtungen anstellen. Es waren viele Themen, wie die so genannte Wegwerfgesellschaft, Umweltverschmutzung, Überbevölkerung, Ernährung, Wasserversorgung, Energieversorgung und so weiter, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen.
Zu seiner großen Vielseitigkeit gehörten auch seine Ambitionen als Buchautor. Nicht immer mussten es Fachbücher sein, die aus seiner Feder kamen. Es konnte auch ein Buch mit Kurzgeschichten, die teilweise aus dem Leben stammten, sein. Alle diese Geschichten haben einen überraschenden Ausgang – ähnlich überraschend wie seine Erfindungen. Professor Engel zeigte auf ganz besondere Weise, dass man mit Fleiß und Eifer und ohne finanziellen Hintergrund und langjähriges Studium im Leben etwas erreichen kann.
Neben seinen bahnbrechenden Erfindungen ging er in seiner Freizeit stets leidenschaftlich seinem Hobby nach: dem Sammeln wertvoller Uhren. Dieses große Interesse veranlasste ihn, noch ein einem Alter, in dem andere Menschen sich zur Ruhe setzen, das Uhrmacherhandwerk zu erlernen. Die Perfektion seiner Arbeit auf diesem Gebiet brachte ihm die Ehrenmitgliedschaft der 1631 gegründeten englischen Uhrmachergilde ein – und zur gleichen Zeit die Ehrenbürgerschaft der City of London, die höchste Auszeichnung, die diese Stadt zu vergeben hat. Dabei ist er stets bescheiden geblieben, hat immer den Wert von ehrlichem Handwerk geschätzt und nie vergessen, wer unser aller Lehrmeister ist: die Natur.
Durch seine Kontakte mit dem langjährigen Bürgermeister Hans Hemberger (Amtszeit 1956 bis 1977) kam Engel nach Heusenstamm. Obwohl er seinen Wohnsitz lange Zeit im Ausland hatte, blieb er Heusenstamm immer sehr verbunden und nahm regen Anteil am Geschehen und Leben in unserer Stadt.
Engels Ehrentitel und -bezeichnungen
- Auszeichnung mit der Dieselmedaille in Gold, 1972 (Deutsches Institut für Erfindungswesen)
- Ehrenbürgerschaft „City of London“
- Ehrenmitgliedschaft in der britischen Uhrmachergilde
- Stiftung des Professor-Engel-Preises (Wirtschaftspreis der Stadt Heusenstamm) im Jahr 2004
- Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Heusenstamm am 12.05.2007