Naturschutzgebiete & Naturdenkmäler
See am Goldberg
Das Naturschutzgebiet "See am Goldberg" ist am nordöstlichen Stadtrand gelegen, hat eine Größe von ca. 12 Hektar und nimmt somit 0,74 Prozent der Gemarkungsfläche Heusenstamm ein. Das Naturschutzgebiet, das seit den Siebziger Jahren im Besitz der Stadt Heusenstamm ist, gehörte früher zum Schönbornschen Anwesen und war dementsprechend als "Schönbornsche Kiesgrube" bekannt. Bis zu den 1950ger Jahren wurde hier noch Kies abgebaut. Nach der Einstellung des Kiesabbaus war die Kiesgrube ein beliebtes Ausflugs- und Freizeitziel für die Heusenstammer Einwohnerinnen und Einwohner und wurde nicht umsonst liebevoll als die "Heusenstammer Riviera" bezeichnet. Die dünenartige Kiesgrubenlandschaft und der nahe Wald wurden als abwechslungsreiches Freizeit- und Sportgelände mit einer Motocrossbahn genutzt. Die versteckten Strandbereiche waren beliebte Treffpunkte für junge Leute; die gute Grundwasserqualität lud zum Baden und Angeln ein. Nach dem Ende des Kiesabbaus wurde das gesamte Gebiet rund um den See Schritt für Schritt Naturschutzgebiet - die Heusenstammer Kiesgrube war die erste, die in Hessen als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Nach der Verordnung am 10. Oktober 1977 wurde dann die ehemalige Schönbornsche Kiesgrube - und das sie umfassende Gebiet - endgültig zum Naturschutzgebiet "See am Goldberg" erklärt.
Das Biotop aus zweiter Hand, die ehemalige Kiesgrube, bildete eine Art "Trittstein" für die Ansiedlung von Wasservögeln und war als erstes Sekundärbiotop für den Naturschutz in Hessen Vorbild. Das Besondere am Naturschutzgebiet "See am Goldberg" ist, das durch den Kiesabbau Biotoptypen ähnlich früheren Flusslandschaften geschaffen wurden. Flachwasserzonen, Kiesbänke und vegetationsfreie Uferzonen bieten Schutz und Lebensraum für ein spezifisches Artenspektrum. Neben einer vielfältigen Insektenfauna besitzt das Naturschutzgebiet als Brutgebiet des Flussregenpfeifers, des Haubentauchers und des Kiebitzes große Bedeutung für die Vogelwelt, die sich hier mit einem Fernglas gut vom Weg aus beobachten lässt.
Nachtweide von Patershausen
Das Naturschutzgebiet "Nachtweide von Patershausen", am südlichen Rand der Gemarkung Heusenstamm und direkt angrenzend an das Hofgut Patershausen gelegen, ist rund 17 Hektar groß. Naturschutzgebiet ist die "Nachtweide von Patershausen" seit der Verordnung vom 29. Juni 1987. Es zählt mit zu den schönsten Landschaften im Kreis Offenbach.
Verschiedene Waldtypen, Hecken, Wiesen, Obstgärten, ein Bach, Teiche, Gräben und Tümpel bilden ein Biotop besonderer Güte. Dementsprechend gibt es hier eine Vielzahl von Vegetations- und Lebensformen. Besonders erwähnenswert sind die Laubfroschpopulationen, die in der Untermainregion und in Hessen einmalig sind. So ist der mitteleuropäische Laubfrosch Hyla arborea das Symbol dieses Schutzgebietes. Er ist ein kleiner, einfarbig grasgrüner Frosch, der tagsüber häufig auf Sträucher klettert, um sich zu sonnen und um blütensuchende Insekten zu fangen (auch als "Wetterfrosch" bekannt). Als Lebensraum benötigt der Laubfrosch sonnige Flachgewässer mit einzelnen Büschen in Gewässernähe. Der Laubfrosch gilt in Hessen als vom Aussterben bedroht.
Im Naturschutzgebiet "Nachtweide von Patershausen" stehen weiterhin im Süden das Feuchtbiotop, ein so genanntes "Himmelsauge", was nur durch Regen oder Schnee sein Wasser erhält, im Norden die zwei Teiche sowie die dazwischenliegende Streuobstwiese, die von der Straße im Osten und dem Liliengraben im Westen begrenzt wird, unter Naturschutz.
Hengster ("Deutschherrenwiese")
Das Naturschutzgebiet „Hengster“ ist 8,3 Hektar groß. Es ist ein Relikt einer ehemaligen Moorlandschaft und gehört zu den ältesten unter Naturschutz gestellten Gebieten in Hessen (1906). Bereits zu dieser Zeit ist das Gebiet durch vorangegangene Entwässerungen in seiner Struktur verändert. Heute ist die Moorvegetation verschwunden. Bereichsweise erinnern Erlen- und Birkenstände an einen Bruchwald. Dennoch ist das Gebiet heute ein für die Landschaft wertvoller Rückzugsraum für Fauna und Flora. Es gehört zum Gemarkungsgebiet Obertshausen und wird von einer dortigen Naturschutzgruppe fachlich betreut.
Die Düne in der Stadt
Nur wenige Menschen wissen, dass es nicht nur an Badestränden am Meer, sondern auch im Binnenland Sanddünen, so genannte Binnendünen, gibt. Diese entstanden in den Eiszeiten durch Zusammenwehungen von Sand in den großen, damals schon vorhandenen, Flußtälern. Sanddünen und Flugsandgebiete sind trocken und nährstoffarm und deswegen Lebensräume für Spezialisten und "Hungerkünstler" unter den Pflanzen. Oftmals wächst hier ein Magerrasen aus Silbergras (Corynephorus canescens), einer seltenen und besonders geschützten Pflanzenart.
Magerrasen
Magerrasen sind offene Lebensräume auf nährstoffarmen Böden, die nur schütter mit speziell angepassten Pflanzen bewachsen sind ("Hungerkünstler"); auch die licht- und wärmeliebende Tierwelt dieser Standorte ist hochgradig spezifisch. Sowohl unter den Pflanzen als auch unter den Tieren der Magerrasen sind sehr viele Rote-Listen-Arten, z. B. das bestandbildende Silbergras (Corynephorus canescens), die Sand-Strohblume, die Sand-Grasnelke und die Köpfchen-Nelke. Auch die Tierwelt ist sehr speziell: viele seltene Insektenarten kommen nur auf Magerrasen vor; besonders zahlreich sind seltene Wildbienenarten, Heuschrecken und Käfer. Weil Pflanzen und Tiere der Magerrasen nur an diesen ganz speziellen Standorten leben können, ist für sie bei Zerstörung ihrer Biotope kein Ausweichen möglich.
Magerrasen sind europaweit seltene und gefährdete Biotope. Ihre Erhaltung ist ein vorrangiges Ziel sowohl des hessischen und deutschen als auch des europäischen Naturschutzes. Im Kreis Offenbach finden sich Magerrasen vor allem auf eiszeitlich entstandenen Flugsandböden. Die "Düne am Galgen" ist eine der wenigen Binnensanddünen (= erhöhte Bereiche mit besonders hohen eiszeitlichen Sandanwehungen). Früher wurden Magerrasen zur Grünfutter- und Streugewinnung durch einmalige Mahd und/ oder als Weidegrund für Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen genutzt. Dadurch, dass immer wieder Streu und Futter entnommen, aber keine Düngung durchgeführt wurde, setzten sich spezialisierte Pflanzen und Tiere mit sehr geringen Ansprüchen durch. Neben der Magerrasenfläche an der "Düne am Galgen", findet man dieses wertvolle Biotop in der Heusenstammer Gemarkung noch an weiteren Stellen, wie z. B. an der Ringstraße/ Nieder-Röder-Weg.