Grund- & Trinkwasser
Geologische Situation
Das Gebiet der Stadt Heusenstamm befindet sich größtenteils im nördlichen Abschnitt der östlichen Untermainebene. Der westliche Teil der Gemarkung erfasst mit dem Hohen Berg noch den nördlichen Ausläufer des Messeler Hügellandes. Das nördlich angrenzende Gebiet in der Gewann "Kühruh" gehört zur Isenburger Quersenke. Der geologische Aufbau der näheren Umgebung Heusenstamms wird wesentlich durch die drei etwa Nord-Süd verlaufenden tektonischen Großeinheiten der Hanau-Seligenstädter Senke, des Sprendlinger und des Frankfurter Horstes geprägt. Der Sprendlinger und Frankfurter Horst bilden als Hochschollen die nördliche Verlängerung des Bergsträßer Odenwaldes.
Der Sprendlinger Horst wird aus überwiegend rot gefärbten Ton-, Schluff- und Sandsteinen des Rotliegenden aufgebaut, die häufig von permischen Basaltdecken oder –durchschüssen durchsetzt sind. Morphologisch wird dieser Höhenzug als Messeler Hügelland bezeichnet. Etwa nördlich einer von Sprendlingen nach Dietzenbach, Stadtteil Steinberg, verlaufenden Linie tauchen die Gesteine des Rotliegenden unter tertiäre Sedimente (oligozäne und miozäne Tone, Mergel und Kalke) ab, die nördlich Heusenstamm/Obertshausen zu Tage treten. Sie lassen sich nach Westen bis etwa Frankfurt-Louisa verfolgen, im Norden nehmen sie unter meist nur geringer pleistozäner Überdeckung weite Teile des Stadtgebietes von Frankfurt ein. Diese Hochscholle wird als Frankfurter Horst bezeichnet, in ihrem südlichem Abschnitt, der Isenburger Quersenke, wird das Tertiär von pleistozänen Mainsedimenten verhüllt, deren Mächtigkeit dort 10 m nicht übersteigt.
Östlich des Sprendlinger Horstes und der Isenburger Quersenke schließt sich die Hanau-Seligenstädter Senke an. Dieses Senkungsgebiet wurde im Tertiär angelegt; anders als bei der Hochscholle des Frankfurter Horsts hielt hier die Absenkung während der jüngsten Serie des Tertiärs (Pliozän) und des Quartärs hindurch an. Die Mächtigkeit der tertiären und quartären Grabenfüllung beträgt im zentralen Teil der Senke im Rodgau um 180 m. Die oligozänen und miozänen Schichtglieder sind insbesondere an den Randbereichen oft stärker sandig ausgebildet als im Bereich des Frankfurter Horstes. Darüber folgen pliozäne Tone, Schluffe und Sande, die Mächtigkeiten bis zu 40 m erreichen können. In der Isenburger Quersenke und weiten Teilen des Stadtgebietes Heusenstamm sind pliozäne Sedimente nicht vorhanden.
Die den tertiären Schichten auflagernden pleistozänen Terrassensedimente erreichen im zentralen Teil der Senke eine Mächtigkeit von bis zu 40 m. Sie nimmt nach Westen auf unter 20 m bei Heusenstamm und Dietzenbach ab. Charakteristisch für die pleistozänen Terrassensedimente des Mains ist das Auftreten zwischeneiszeitlicher Horizonte, die oftmals mehrere Meter Mächtigkeit erreichen und sich über mehrere hundert Metern Entfernung verfolgen lassen. Als jüngste Sedimente sind über den Terrassensedimenten des Mains großräumig Flugsande, in Nähe der Bäche auch holozäne Auensedimente zur Ablagerung gekommen.
Hydrogeologische Situation
Im Gebiet um Heusenstamm sind sowohl Poren- als auch Kluftgrundwasserleiter verbreitet. Porengrundwasserleiter werden aus Lockergesteinen (Sande, Kiese und Schluffe) aufgebaut, bei denen die Poren des Korngerüstes eine Wasserwegsamkeit ermöglichen. Dichte und stark verfestigte Gesteine werden dagegen als Kluftgrundwasserleiter bezeichnet. Als wasserwegsame Zonen sind hier in erster Linie nur Klüfte oder durch Lösungsvorgänge entstandene Hohlräume ausgebildet. Kluftgrundwasserleiter sind die Rotliegendgesteine des Sprendlinger Horstes sowie die tertiären Kalke und Mergel im Bereich des Frankfurter Horstes. Die in weiten Teilen des Frankfurter Horstes verbreitenden Tone sind Grundwassernichtleiter Für die Grundwassergewinnung können die Kluftgrundwasserleiter aufgrund der überwiegend nur geringen Durchlässigkeit nur für lokale Teilversorgungen herangezogen werden. Für die Versorgung der in diesen Gebieten gelegenen Kommunen muß daher Trinkwasser aus anderen Gewinnungsgebieten bezogen werden.
Dem aus quartären und pliozänen Sedimenten aufgebauten Porengrundwasserleiter der Hanau-Seligenstädter Senke kommt aufgrund der großflächigen Verbreitung, seiner Mächtigkeit von bis über 50 m und der hohen speicherwirksamen Hohlraumanteile eine herausragende Bedeutung für die Trinkwassergewinnung zu. Die Verbreitung und Mächtigkeit des Porengrundwasserleiters ist in Anlage 3 für das Gebiet um Heusenstamm dargestellt. Die Durchlässigkeiten der pleistozänen Mainsande und –kiese ist hoch bis sehr hoch, die des unterlagernden Pliozäns dagegen meist etwas geringer. Trotz der verbreitet vorhandenen Ton- Schluffkomplexe bilden die quartären und pliozänen Sedimente einen hydraulisch großräumig zusammenhängende Grundwasserleiter. In Bereichen, wo pleistozäne Tonhorizonte oberflächennah in größerer Verbreitung auftreten, können sie Stauhorizonte mit schwebendem Grundwasser ausbilden.
Im Westen (Isenburger Quersenke) ist die natürlicherweise nach Osten zum Main als Hauptvorfluter gerichtete Grundwasserströmung gut erkennbar. Sie wird im Gebiet südlich und östlich der Ortslage Heusenstamm durch den Förderbetrieb der Wasserwerke Hintermark, Patershausen, Martinsee, Birkig und Lämmerhecke überprägt. Die hierdurch hervorgerufenen Absenkungstrichter bedingen im Gebiet südlich Heusenstamm und Rembrücken teilweise eine Ablenkung der Grundwasserströmungsrichtung in Richtung der Brunnengalerien.
Wasserversorgung
Aufgrund der beschriebenen geologischen Gegebenheiten kommt der Hanau-Seligenstädter Senke mit ihrer mächtigen Lockergesteinsfüllung eine überregionale Bedeutung als Grundwasserspeicher zu. Innerhalb des zum Kreis Offenbach gehörenden Anteils der Senke werden durch den Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO) zahlreiche Wasserwerke betrieben.
Die Trinkwasserversorgung des Rhein-Main-Ballungsgebietes wird durch ein verzweigtes Netz von Fernleitungen sichergestellt, in das auch Wässer aus entfernt gelegenen Gewinnungsgebieten, wie dem Hessischen Ried, der Wetterau, dem Vogelsberg oder der südlichen Hanau-Seligenstädter Senke (Zweckverband Gruppenwasserwerk Dieburg) eingespeist werden. Abbildung 2 zeigt die Struktur der Trinkwasserfernversorgung im Rhein-Main-Gebiet. Innerhalb des Kreises Offenbach sind die einzelnen Kommunen durch ein flächendeckendes Verbundssystem miteinander verknüpft.