Klimaökologische & lufthygienische Situation in Heusenstamm

Regionalklimatische Einordnung

Das gesamte Stadtgebiet von Heusenstamm gehört zur naturräumlichen Einheit der Untermainebene, einer ausdruckslos flachen, überwiegend bewaldeten Ebenheit, die in einem 10-20 km breiten Streifen den heutigen Lauf des Mains von seiner Mündung bei Gustavsburg bis in den Raum Stockstadt-Babenhausen begleitet. Im Raum Heusenstamm hat sie eine Höhe von ca. 125-130 m über NN; nur der ‘Hohe Berg’ überragt sie mit seinen 159 m über NN. Für die großräumig vorherrschenden Winde ist das gesamte Stadtgebiet daher eine hindernislose, windoffene Fläche. Am häufigsten weht der Wind im Raum Heusenstamm aus Südwesten und Nordosten, aber auch Süd-, Südost- und Ostwinde werden regelmäßig, wenn auch seltener, beobachtet. Fast gar nicht treten Winde aus Nord bis Nordwest auf. Für die Stadt Heusenstamm ist das eine günstige Konstellation, denn mit den häufigen Südwestwinden wird relativ unbelastete Luft herangeführt. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich südwestlich von Heusenstamm keine Großemittenten in unmittelbarer Nachbarschaft befinden und außerdem die aus dem Gebiet Dreieich/ Langen/ Groß-Gerau einströmende Luft deutlich weniger belastet ist als die Luft im Kerngebiet um Frankfurt und Offenbach. Ähnlich günstige Bedingungen herrschen bei Süd- und Südostwinden, so dass Heusenstamm über das Jahr betrachtet insgesamt sehr günstige Durchlüftungsverhältnisse aufweist. Wetterlagen mit Nord- bis Nordostwinden, die einen Jahresanteil von ca. 12 % haben, müssen als weniger günstig, aber dennoch nicht kritisch bewertet werden, obwohl hier vorbelastete Luft aus dem Raum Hanau/Mühlheim zusammen mit den Emissionen der Bundesautobahn A 3 herangeführt werden.

Im Osten der Stadt zieht sich ein weitgehend baumloses Areal, mit wechselnder Breite entlang des Bieberbachs von Süd nach Nord durch das Stadtgebiet - vom Patershäuser Hof über das Mühlfeld bis zur Geiswiese. Gegen die vorherrschenden Südwestwinde ist dieser Geländestreifen z. B. hervorragend abgeschirmt, wodurch die sehr häufigen Fast-Windstillen gut erklärbar sind. Für das gesamte Siedlungsgebiet von Heusenstamm gelten ähnliche Bedingungen. Es grenzt übergangslos an den Wald, so dass auch hier die großräumige Luftzirkulation über das Niveau der Dächer, genauso wie über das Kronendach des Waldes hinwegstreicht. Als Folge davon herrscht in der bodennahen Luft viel häufiger Windstille, wenn in wenigen 10-er Metern Höhe ein deutlich spürbarer Südwestwind weht. Den Wohngebieten bereiten solche Zirkulationsverhältnisse gewisse Probleme, weil sich bei windstillen Wetterlagen die örtlich freigesetzten Luftschadstoffe anreichern und kaum oder doch nur sehr langsam abtransportiert werden. Im Sommer sind solche Wettersituationen oft mit einer drückenden Schwüle verbunden, im Winter können die Emissionen der Gebäudeheizungen smog-ähnliche Verhältnisse verursachen. Diese von der Natur vorgegebenen Bedingungen lassen sich nicht grundlegend abändern. Um so wichtiger ist es, durch emissionsmindernde Maßnahmen, vor allem im Verkehrsbereich, durch schadstoffarme Heiztechniken, Verbot der Verfeuerung von Feststoffen (Kohle, Koks, Holz), Verkehrslenkung und Geschwindigkeitsbeschränkungen innerhalb der Wohnquartiere, lockere Bauweise, intensive Durchgrünung oder durch die Anlage von Immissionsschutz-Pflanzungen, die lufthygienischen Probleme lokal zu verbessern.

Klimaökologische Situation

Die für Heusenstamm wichtigsten Kaltluftentstehungsgebiete, die geeignet sind, thermische und lufthygienische Belastungen auszugleichen, erstrecken sich entlang des Bieberbaches von Süd nach Nord durch das östliche Stadtgebiet. Der gesamte Bereich zwischen Patershausen und der Geiswiese - zumeist durch Grünlandnutzung gekennzeichnet - trägt während sommerlicher Hitzeperioden kräftig zur Bildung von Kaltluft während der Nacht bei. Diese Kaltluftmassen fließen langsam, dem Gefälle der Bieber folgend, nach Norden ab und queren dabei das Stadtgebiet von Heusenstamm. Es handelt sich dabei um einen seichten, sehr langsamen Luftstrom, der durch Hindernisse leicht ganz zum Erliegen gebracht werden kann. Deshalb ist es um so wichtiger, die Leitbahn dieser Luftbewegung frei zu halten. Schon hoch gewachsene Baumreihen, die quer zur Fließrichtung der Kaltluft stehen, können kräftige Hindernisse sein. Aber auch Dammanlagen für Straßen oder Bahnlinien schränken das Abfließen der Kaltluft ein. Am Ortsrand von Heusenstamm, entlang der Straßen Im Sommerfeld, Ringstraße, Rembrücker Straße staut sich die Kaltluft an. Ein Teil fließt entlang der Bieber ab und versorgt den Bereich des alten Ortskerns zwischen Schloss und Bahnhof mit einer frischen Luftbewegung. Ein wesentlicher Teil der gestauten Kaltluft dringt langsam randlich in die Wohnviertel ein und erreicht die Wohngebiete zwischen Hans-Hemberger-Straße, Eisenbahnstraße, Frankfurter Straße und Rembrücker Straße. Dies sind gerade die Gebiete, die von der aus dem Wald heraussickernden Kaltluft nicht mehr erreicht werden. So ergibt sich insgesamt für Heusenstamm die außerordentlich günstige Situation, dass alle Wohnviertel auch bei windschwachen Wetterlagen in den Genuss von Kaltluftbewegungen kommen, die die Temperaturunterschiede mildern und die örtlich freigesetzten Emissionen vermischen und abtransportieren.

Der Vollständigkeit halber sei zuletzt noch der Stadtteil Rembrücken erwähnt, auf den ebenfalls eine außerordentlich günstige klimaökologische Bewertung zutrifft. Dieses locker bebaute und sehr grüne Wohngebiet zeigt keinerlei Anzeichen einer Überwärmung und ist zudem noch an allen Seiten von Wald und Grünland umrahmt, die für einen stetigen thermischen Ausgleich sorgen.

Lufthygienische Situation

Im Bereich von Heusenstamm werden keine festinstallierten Luftmessstationen betrieben. Daher liegen keine Konzentrationsmessungen der von Verkehr, Industrie, Gewerbe und privaten Haushalten freigesetzten Luftschadstoffe vor. Um dennoch zumindest qualitativ eine Aussage über die Luftbelastung treffen zu können, hat der damalige Umlandverband Frankfurt (heute: Planungsverband Frankfurt) zunächst einmal die Immissionen des Kfz-Verkehrs untersuchen lassen. Nach einem statistischen Verfahren wurde auf der Grundlage der andernorts durchgeführten NO2-Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt berechnet, wie hoch die durchschnittlich freigesetzte NO2-Menge in Abhängigkeit vom Verkehrsaufkommen und von der Bebauung ist. Das Ergebnis dieser Berechnung wird in der Klimafunktionskarte dargestellt. Sie ordnet sämtliche Siedlungsflächen hinsichtlich der NO2-Immissionen in eine von insgesamt fünf Luftbelastungsklassen ein.

Der Anteil von Flächen mit überdurchschnittlich hoher Luftbelastung aus dem Kfz-Verkehr ist in Heusenstamm relativ gering. Betroffen sind davon nur die inneren Ortsbereiche, wo ein hohes Aufkommen an Durchgangsverkehr in eng bebauten Stadtquartieren mit relativ schmalen Straßen auftritt. Die Klimafunktionskarte weist genau dort eine hohe NO2-Belastung nach. Das betrifft den Bereich zwischen Bürgermeister-Kämmerer-Straße, Frankfurter Straße, Hohebergstraße, Friedenstraße und Friedrich-Ebert-Straße. Die abseits der Durchgangsstraßen gelegenen Wohngebiete und der alte Ortskern weisen günstige Bedingungen auf, d. h. sie übersteigen die mittleren Immissionswerte der Rhein-Main-Region nicht und liegen stellenweise sogar darunter.

Die Luftbelastung der abseits der Durchgangsstraßen gelegenen Wohnviertel macht zur Zeit Maßnahmen zur Immissionsminderung nicht notwendig. Dazu tragen die günstigen Konstellationen zur Durchlüftung der Stadt bei - wie bereits ausgeführt. Doch bei weiterer Ausdehnung der Wohnbebauung wird es notwendig werden, aktiv an einer Verbesserung der Luftqualität zu arbeiten. Hierbei ist sowohl an das Offenhalten von Durchlüftungsachsen als auch an die Anlage von Baum- oder Buschpflanzungen zur Luftfilterung zu denken.

Die Müllverbrennungsanlage Offenbach hat aufgrund der vorherrschenden Südwest- und Nordostwinde keine Auswirkungen auf das Heusenstammer Klima. Mit Luftbewegungen aus Nordwesten können ihre Emissionen zwar am ehesten direkt nach Heusenstamm gelangen, doch treten sie - wie ausgeführt - während des Jahres nur selten auf.

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