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Torbau

Die Beendigung des Siebenjährigen Krieges 1763 und der Friede von Hubertusburg waren die Ursache für eine der glanzvollsten Episoden in der Heusenstammer Geschichte. Zur Besiegelung des Friedens war man übereingekommen, den ältesten Sohn des regierenden Kaisers Franz I. aus dem Hause Lothringen-Toskana, Gemahl von Maria Theresia, zum Römischen König und designierten Deutschen Kaiser zu wählen.

Die Wahl fand 1764 in Frankfurt statt. Da der Kaiser und sein Sohn Josef, der 1765 als Josef II. zur Regierung kam, bei der Wahl in Frankfurt nicht anwesend sein durften, warteten sie in Heusenstamm den Ablauf der Wahlzeremonien ab. Acht Tage lang weilten der Kaiser mit seinen Söhnen Josef und Leopold und vielen hohe Herren in Heusenstamm hier als Gäste des Grafen Eugen Erwein von Schönborn. Im Schlosshof war für dieses Ereignis extra ein großer Pavillon aus Holz, der so genannte Kaisersaal, errichtet worden, um die Herrschaften zu bewirten. Gartenfeste, Volksbelustigungen und Feuerwerk lösten einander ab und von weither kam viel Volk herbei geströmt. Als die Wahl vorüber war, wurde der Kaiser nach Frankfurt eingeholt. Unterwegs kam es dabei in der Nähe des Wildhofs noch zu einem Zusammentreffen mit dem greisen Landgrafen Ludwig von Darmstadt, einem alten Freund des Kaisers, das Goethe in seinem Buch "Dichtung und Wahrheit" beschreibt. Zur Erinnerung an den Kaiserbesuch wurde am Ortseingang das alte Stadttor niedergerissen und dafür ein neuer, mehrstöckiger, mächtiger Torbau errichtet.

Der triumphbogenartige Bau an der Frankfurter Strasse, die einst südlich der mauerumschlossenen Schönbornschen Residenz von Seligenstadt nach Frankfurt führte, enthält vier Geschosse. Über der Durchfahrt, an die sich die frühere Ortsmauer im Bogen anschließt, ist das von zwei Löwen gehaltene Schönbornsche Hauswappen angebracht. Auf dem Sandsteinsockel darunter befindet sich folgende lateinische Inschrift, die auf den Entstehungsgrund des Gebäudes hinweist:

"Aug. Imp. Franc. I. quo eligebatur filius Josephus in regem rom. VII. dierum tempore hic hospitis in honorem hanc portam exstrui fecit fidem a. cons. int. Eu. Erw. Comes a Schoenborn Anno MDCCLXIV".

Auf deutsch lautet dieser Text:

"Zu Ehren des Kaisers Franz I., dessen Sohn Josef am 7. Tag seiner Gastfreundschaft zum Römischen König gewählt wurde, hat dieses Portal erbaut Eugen Erwein Graf von Schönborn im Jahre 1764".

Der Torbau wurde im Jahre 1853 der Gemeinde geschenkt. In der Schenkungsurkunde vom 9. August 1853 wurde festgelegt, dass die gräfliche Herrschaft die Instandhaltungskosten bis 1852 einschließlich übernimmt und sich die Gemeinde ab 1853 verpflichtet, den Bau und das daran befindliche Wappen sowie die Wachstube und die Hirtenwohnung instand zu halten. Das Gebäude wurde 1894 zum ersten Mal renoviert und im Jahre 1960 einer gründlichen Gesamtinstandhaltung unterzogen. In den oberen Stockwerken befanden sich früher Wohnungen für die Gemeindearmen, weshalb "auf's Tor kommen" oder jemand "auf's Tor bringen" in Heusenstamm zum geflügelten Wort wurde.

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